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Die Kirchenglocken schweigen – Leben und Sterben an St. Anna, 1933 bis 1944

Reste vom Südportal, nach 1945
Datum:
Mo. 11. Nov. 2024
Von:
Brian-Scott Kempa, B. A.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 änderte sich die gesellschaftliche Stellung der katholischen Kirche in Deutschland drastisch. Die neuen Tonangeber im Land waren Feinde jeder öffentlich ausgelebten Religion und duldeten keine anderen Werteorganisationen neben der ihrigen. Ihr totalitärer Anspruch zeigte sich besonders in der Zwangswerbung um die Jugend und dem Anspruch, alleiniger karitativer Organisator für die Bevölkerung zu sein. Die Beziehungen zwischen der katholischen Amtskirche und dem NS-Staat waren angespannt, trotz eines Reichskonkordats von 1933, insbesondere weil das Hitler-Regime laufend Vertragsbruch begann. Der Staat versuchte, mit zahlreichen Gesetzen in den religiösen Alltag einzugreifen.
Mit dem Zweiten Weltkrieg wurden die Maßnahmen verringert, da die Kirche zur Stärkung der Moral benötigt wurde. Dennoch schränkten zum Beispiel Luftschutzverordnungen die Religionsausübung weiter massiv ein. In Düren litt das religiöse Leben unter den weiterhin ausgegebenen Erlassen zur Beschränkung der kirchlichen Existenz wie dem, das öffentliche Prozessionen verboten waren, und Vorgaben wie jene für einen Luftschutzbunker unter der Pfarrkirche St. Anna, wodurch die Anzahl der Kirchenbesucher massiv reduziert werden musste.
Für die Pfarre St. Anna sollten all diese Widrigkeiten und Erschwernisse am Ende in einen völligen Untergang münden. Beim verheerenden Luftangriff vom 16. November 1944 sank nicht nur die prachtvolle Annakirche in Trümmern, sondern begrub dabei auch den Pfarrer und zwei seiner Kapläne mit sich. Und fast wäre auch das weit über Düren hinaus bekannte Annahaupt für immer verloren gewesen, wenn nicht mutige Menschen unter Lebensgefahr hingegangen wären und aus den rauchenden Trümmern der Kirche dieses geborgen und für die Nachwelt gesichert hätten.
Anlässlich des 80. Jahrestages der Zerstörung von Stadt und Annakirche beleuchtet eine Sonderausstellung die schicksalhafte Zeit zwischen 1933 und 1944.